Tag 2 auf dem Harzer Hexenstieg
Von Buntenbock nach Torfhaus
Zahlen, Daten und Fakten
Pension Holl und Boll am Hexenstieg (für mich) und Ziel war die Bushaltestelle in Torfhaus vor dem Nationalparkhaus, denn ich habe heute in Bad Harzburg übernachtet
Neuer Tag, neues Glück
Ausgeschlafen und ohne Muskelkater ging ich runter zum Frühstück. Hier traf ich auf die beiden Mädels von gestern. Schnell kamen wir ins Gespräch und stellten fest, dass wir alle 3 den Harzer Hexenstieg wandern. Ihre Etappenplanung war aber ein wenig anders als meine. Nur unser heutiges Etappenziel war das Gleiche Torfhaus. Sie würden im Schullandheim übernachten und ich hatte mich entschieden nach Bad Harzburg zu fahren, um ein wenig Geld zu sparen. Wenn ich vorher gewusst hätte, in was für einer Absteige ich lande, dann hätte ich besser im Schullandheim übernachtet, aber dazu später mehr.
Unsere Gastgeberin versorgte uns mit einem tollen Frühstück und es gab alles was das Herz begehrt. Ich hatte bereits im Vorweg mit ihr kommuniziert, dass ich ein Lunchpaket haben möchte und so bekam ich ein riesen Lunchpaket inklusive Wasser und meiner Thermoskanne voll Tee. Besser kann man nicht in den Tag starten. Nach dem Frühstück packte ich die letzten Kleinigkeiten plus Lunchpaket in den Rucksack und machte mich auf den Weg nach Torfhaus. Für heute stehen insgesamt 25 Kilometer auf dem Plan.
Ich startete gegen 9 in der Unterkunft und wurde wieder mit lautem Gebell verabschiedet nur mit dem Unterschied, dass beide heute noch eine Streicheleinheit bekamen. Ich lief wieder über die wunderschöne Bergwiese zurück nach Buntenbock. Nur kehrte ich nicht zu dem Punkt zurück, wo ich gestern, den Hexenstieg verlassen hatte, sondern machte mich auf einem anderen Weg zum Bärenbrucher Teich Nr. 137 und damit Stempel Nr. 1 für den heutigen Tag. Am Teich entlang fühlte ich mich kurz wie in Schweden. Auch wenn ich noch nie dort war, aber von den vielen tollen Bildern von Anne von @littredhikingrucksack oder auch von Sabrina von @couchflucht, hatte ich zumindest eine Vorstellung. Und dieses kleine süße rote Häuschen aus Holz sah tatsächlich aus wie ein schwedisches Holzhaus. Nach dem Stempel ging es weiter.
Leider war die Wegführung hier etwas irritierend, sodass ich mir nicht sicher bin, ob ich auf dem richtigen Weg gelaufen bin. Es wurde sogar etwas abenteuerlich. Ich musste einen kleinen Bach queren. Darauf war ich so gar nicht eingestellt, aber ohne nasse Füße ging es auf die andere Seite und weiter zum nächsten Ziel, dem Entensumpf mit der Innerstenquelle. Auch hier gab es wieder einen wunderschönen Bilderrahmen. Leider hat meine Fotoidee nicht so geklappt wie ich wollte, aber trotzdem schön. Ich komme wieder zu einer dieser Waldautobahnen und dort treffe ich für heute das erste Mal andere Wanderer und Radfahrer. Ich bleibe nicht lange auf der Waldautobahn und biege auf einen wunderschönen idyllischen Pfad ab und komme nach kurzer Zeit an der Huttaler Wiederwage Nr. 128 an. Stempel Nr. 2 und ein tolles Fotomotiv. Ich nutze meine Pause hier zum Fotos machen, natürlich auch um was zu trinken, denn es ist schon ordentlich warm den Tag.
Die Huttaler Widerwaage ist schon etwas Besonderes, denn scheinbar fließt das Wasser bergauf. Aber das tut es nicht, das Becken ist eben angelegt und der Mensch steuert hier die Fließrichtung. Sie gehört zum UNESCO-Welterbe Oberharzer Wasserwirtschaft. Ich bin gerade knapp 3 km gelaufen und komme schon das erste Mal aus dem Staunen nicht heraus. Ich laufe weiter immer entlang an einem Wassergraben auf einem schmalen Pfad durch den Wald es ist traumhaft. Dann quere ich die Bundesstraße 242 und laufe parallel und hoch erhoben auf dem Sperberhaier Damm bis zum Gasthaus. Für ein Mittagessen ist es noch etwas früh und ich bin auch immer noch gut gesättigt von Frühstück. Deswegen laufe ich weiter, ansonsten gäbe es hier die Möglichkeit zur Einkehr. Immer Dienstag bis Sonntag kann man hier von 11-20 Uhr einkehren, warme Küche gibt es von 11.30 bis 18.30.
Kurz nach dem Sperberhaier Dammhaus laufe ich am Fieke Märtens Brunnen mit Rastplatz vorbei und quere ich erneut die B242 und tauche wieder in den Schutz des Waldes ein. Endlich wieder Ruhe und endlich wieder die Natur und ich. Denkste. Leider hatten noch andere die Idee. Ich habe wirklich nichts gegen andere Sportarten und bin auch offen für neue Sportarten, aber gegen rücksichtslose Sportler habe ich etwas. Das ich schwerhörig bin steht nicht auf meinem Rucksack geschrieben, aber dass man nicht bis auf 2m an jemanden ranfährt mit dem Mountainbike, um ihn dann anzubrüllen, dass man doch gefälligst Platz machen soll und ich vor Schreck fast im Wassergraben lande, sollte eigentlich selbstverständlich sein. An ein Fahrrad gehört für mich eine Klingel und diese kann ich auch schon einmal 100m vorher benutzen. Dann hat man gerade auf schmalen Pfaden auch die Chance Platz zu machen ohne sich nasse Füße zu holen. Ich habe mich tierisch aufgeregt und bin glücklicherweise nicht im Graben gelandet. So genug der Meckerei! Jetzt wird der Weg wieder genossen. Und das nächste Highlight lässt nicht lange auf sich warten. Ich treffe auf die Eisenquelle. Und das Wasser ist wirklich Eisenhaltig und hat eine rostrote Farbe. Kurz ein Erinnerungsfoto gemacht und weiter geht’s.
Immer entlang des Dammgrabens und im Wald geht es am Grabenhaus Rose vorbei und ich habe einen traumhaften Blick auf Altenau. Einfach herrlich. Auf dem Hexenstieg gibt es einige Stationen und nach dem Ausblick komme ich zur Station der Wasserknechte. Ich schöpfe Wasser aus der großen Oker und gucke wie schwer so ein großer Holzeimer ist. Auch verdammt schwer, nicht so schwer wie die Kiepe aber zwei davon könnte ich nicht schleppen, wie die Wasserknechte früher.
Nach der großen Oker muss ja auch bekanntlich die kleine Oker kommen und hier finde ich den nächsten Stempel Nr. 149 und für mich heute Stempel Nr. 3. Hier treffe ich auch auf andere Wanderer. Die zwei sind mit Zelt unterwegs, das würde ich mich ja nicht trauen, zumindest nicht als Frau allein. Kurz vor der kleinen Oker komme ich noch am Silberbrunnen vorbei, wenn ich das nicht gewusst hätte, dass es ihn gibt, hätte ich ihn glatt übersehen.
Am Förster-Ludewig-Platz Nr. 133 und Stempel Nr. 4 für heute mache ich Pause und genieße mein Lunchpaket. Denn beim Blick in den Wanderführer und beim Blick auf Komoot weiß ich, dass mich gleich noch ein heftiger Anstieg erwarten wird. Und dafür möchte ich noch einmal alle Kräfte mobilisieren. Während ich also mein Lunchpaket genieße kommen zwei weitere Wanderer und gesellen sich zu mir. Sie sind heute auch Stempeljagd und erzählen mir, dass sie schon vor über 10 Jahren den Hexenstieg gelaufen sind. Damals noch auf dem alten Weg, dem Magdeburger Weg, diesen ist leider nicht mehr begehbar durch einen Erdrutsch. Wahrscheinlich wäre der ursprüngliche Weg auch nicht so anstrengend. Aber egal. Noch genieße ich die Pause und gucke noch einmal auf meinen Etappenplanung. Denn das absolute Highlight des Tages ist der Nabetaler Wasserfall. Wenn ich nicht vorher alles so akribisch vorbereitet hätte wäre ich am Wasserfall vorbeigelaufen, denn das Geländer war ziemlich versteckt. Wenn ich vorher gewusst hätte wie weit ich absteigen muss, hätte ich meinen Rucksack oben gelassen, aber egal. Jetzt bin ich mit Rucksack die Treppen runter. Eine kleine Brücke führt über den Wasserfall, gesichert mit einem Stahlseil. Für jemanden der nicht schwindelfrei ist, dem rate ich von diesem Abstecher ab. Alle anderen macht es auf jeden Fall.
Wieder oben auf dem Weg, sehe ich schon meinen Endgegner. Eine steile Waldautobahn mit über 15% Steigung und das zum Ende der Etappe. Ich schnaufe den ganzen Weg hoch und muss immer wieder Pausen machen, mittlerweile ist auch sehr heiß und mir rinnt der Schweiß in Strömen. Ich fluche ohne Ende, aber es nützt nichts, ich muss da hoch. Als ich am Skihang ankomme steht oben ein Mann und winkt mir zu. Ich wundere mich, gehe aber weiter. Mit Überraschungsbesuch habe ich nicht gerechnet. Je dichter ich komme und je mehr der Mann von mir erkennt wird das Winken weniger. Also wohl doch nicht für mich. Als ich neben ihm stehe entschuldigt er sich bei mir, denn er hatte mich mit seiner Frau verwechselt. Kann ja mal passieren. Auf dem großen Parkplatz bin ich völlig erschöpft, mein Kreislauf im Keller. Ich suche mir einen Platz im Schatten und lege kurz die Füße hoch und trinke erstmal einen halben Liter Wasser. Das hat verdammt viel Kraft gekostet. Und ich dachte die Königsetappe kommt erst morgen, aber heute war schon heftig.
Nach meiner kurzen Pause mobilisiere ich noch einmal alle Kräfte und mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle in Torfhaus um nach Bad Harzburg zu fahren. Dank des Hatix Ticket, brauch ich noch nicht mal eine Fahrkarte und kann umsonst fahren. Bis der Bus kommt dauert es noch eine halbe Stunde und ich genieße es einfach da zu sitzen und mich auszuruhen. Der Busfahrer fährt wie Niki Lauda und ich muss mich ganz schön festhalten trotz Sitzplatz. In Bad Harzburg steige ich am Bahnhof aus, wenn ich es gewusst hätte, wäre ich schon vorher ausgestiegen, denn was soll ich sagen, es geht schon wieder bergauf und dass bis zum „Hotel“. Diesen Namen verdient es leider nicht. Ich würde hier nicht wieder buchen und bin froh, dass ich meinen Hüttenschlafsack und mein eigenes Kissen dabei habe, denn die Bettwäsche sieht nicht sauber aus. Ich will einfach nur noch eine heiße Dusche, aber auch die bleibt mir verwehrt. Naja egal geduscht begebe ich mich in die Innenstadt. Ich finde eine Bayerisches Wirtshaus und bestelle mir ein Schnitzel. Das schmeckt traumhaft und hebt zumindest ein wenig meine Stimmung.
Zurück im „Hotel“ möchte ich einfach nur noch schlafen. Ich schlafe auch schnell ein, aber dann kommen andere Gäste heim und ich werde von lautstarkem Schlagergesang geweckt. Ich merke jetzt schon, dass wird keine gute Nacht…
Fazit
Viel Wald und noch mehr Wasser. Besser kann man diesen Tag eigentlich nicht beschreiben. Ich hatte wirklich alles dabei. Nette Gespräche mit anderen Wanderern haben den Tag fast perfekt gemacht. Das einzig negative, was ich zu diesem Tag sagen muss ist der Anstieg am Schluss, denn der hat es wirklich in sich und fordert noch einmal wirklich die Kraft bei etwas mehr als 20km so einen Anstieg zum Schluss… Ja das hat wirklich meine Reserven gekostet. Und ich war froh, dass ich vor der Busfahrt und dem Weg ins Hotel noch einmal entspannen konnte währende der Wartezeit. Ich glaube, sonst hätte ich den Weg ins Hotel nicht geschafft. Und tja ich würde euch wirklich gerne eine Hotelempfehlung für diesen Tag aussprechen, aber dieses möchte ich euch wirklich nicht weiterempfehlen. Man kann ja auch mal in die Scheiße greifen und das habe ich hier wirklich getan. Die Mädels mit denen ich aus Buntenbock gestartet bin würden das Schullandheim weiter empfehlen, also vielleicht schaut Ihr euch das mal an!